Jarmark Europa

Dokumentarfilm

Der „Jarmark Europa“, in einem Warschauer Sportstadium gelegen, ist einer der größten Basare Osteuropas und Umschlagplatz von Waren aller Art und zugleich Zeugnis der ökonomischen Veränderungen und Anpassungen sowie der individuellen Geschichten und Biografien der Menschen, die dort Handel treiben. Die HändlerInnen vom „Jarmark Europa“ kommen aus verschiedenen Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Auf Russisch werden sie „Tschelnoki“ genannt; das bedeutet Weberschiffchen. Viele von ihnen sind AkademikerInnen, die aus wirtschaftlicher Not ihr bürgerlich seßhaftes Leben gegen ein Leben in ständiger Bewegung zwischen ihrem Heimatort und dem Basar eingetauscht haben. Es fällt auf, dass besonders viele Frauen als Händlerinnen das Einkommen ihrer Familien sichern.

 

Uraufgeführt im Berlinale Forum 2004.

Im Verleih des Arsenal Institut für Film und Videokunst.

 

Nachtrag

Den „Jarmark Europa“ in Warschau gibt es nicht mehr; und somit ist der gleichnamige Film, den wir zwischen 2000 und 2004 gedreht haben, inzwischen ein historisches Dokument von einem Ort, der in seinem Namen die Sehnsucht und das Bekenntnis zu einer Ordnung trug, die ihn schließlich hinwegfegte.

Das Provisorium hielt, wie alle Provisorien, erstaunlich lange, bis es im Sommer 2010 für immer geschlossen wurde. Die Zeiten des informellen Marktes sind, zumindest in der Hauptstadt Polens, endgültig (oder bis zur nächsten Krise) vorbei. Im Juni 2012 wurde im neugebauten Stadion Narodowy auf dem Gelände des Jarmark Europa die Fußballeuropameisterschaft eröffnet.

 

Das Gefälle, auf dem unsere Zivisilation beruht, existiert weiterhin überall auf der Welt. Insofern ist zwar dieser spezielle Ort historisch, die HändlerInnen aber finden weiterhin immer neue Wege und neue Orte.

 

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